Es gibt Reiseziele, die man normalerweise nicht auf dem Schirm hat. Umso neugieriger war ich, als sich im September 2016 die Gelegenheit bot, als Vertreter der Architektenkammer an einer Wirtschaftsdelegationsreise in den Iran teilzunehmen. Die Reaktionen im Freundes- und Bekanntenkreis waren bezeichnend:
„Ist das denn sicher?“, „Lass Dich nicht entführen!“, „Was willst Du denn in dem Land…“.
Tatsächlich zeigte sich der Iran als ausgesprochen interessantes Reiseziel in dem sich ausländische Besucher – auch Frauen – trotz der autoritären Strukturen frei und sicher bewegen können. Ein Land mit überaus offenen und gastfreundlichen Menschen und einem recht hohen allgemeinen Bildungsniveau bei dem die Religion im persönlichen Umgang eine eher untergeordnete Rolle spielt. Wobei der Tourismus nach wie vor durch Vorschriften (Kopftuchgebot für Frauen, Geschlechtertrennung an Stränden), aber auch durch Vorurteile in Bezug auf die Sicherheit und die Infrastruktur im Lande erschwert wird. Städte wie Isfahan bieten märchenhaften Orient und Kulturschätze im Überfluss und sind damit gerade für Architekten eine Reise wert!
Ein zwiespältiges Gefühl bleibt bei aller Faszination für Land und Leute: Man bewegt sich letztlich doch in einem hochgradig totalitären Staat, in dem nach wie vor weltweit (nach China) die meisten Hinrichtungen vollzogen werden.
Im Rahmen des Feuerabends werde ich Bilder von meiner Reise nach Teheran und Isfahan zeigen und es wird Gelegenheit geben, die Lage im Land zu diskutieren.
Stephan Weber